Das zentrale Element im Entwurfsprozess: der Mensch! Der den Raum ständig um sich hat. Dessen Sinne die gesamte Umgebung ständig erfassen: die Haptik der Oberflächen, der Geruch und die Komposition des Ortes, die Harmonie der Proportionen, die Wirkung der Farbgestaltung, die Einbindung des Lichts, das Spiel aus Fernsicht und Nähe, aus Detail und dem Ganzen. Der Mensch ist der Maßstab, das Ziel - und das Mittel. Ein Mensch wird den Raum bauen. Ein Mensch wird über die Seele des Ortes befinden. In dem Raum werden sich viele Menschen treffen, reden, singen, interagieren.
All das darf ein Architekt mitgestalten.
Das Bauen ist eine technische Angelegenheit. Es gelten Gesetze, Regelwerke, Faustformeln und Bautraditionen.
Das Bauen ist eine soziale Angelegenheit. Dort sind Menschen, die mal fröhlich miteinander feiern, mal intensiv einander begegnen oder auch mal die Ruhe suchen und sich selbst versenken.
Das Bauen ist eine teure Angelegenheit. Baukosten, resultierende Energiekosten, Kosten für Reinigung, am Ende Kosten für Sanierung oder Abbruch. Ob sich die Investition lohnt, kann man leider nicht an der Aufenthaltsqualität messen. Trotzdem ist sie der wichtigste Faktor für den Wert des fertigen Gebäudes und entscheidet über die Dauerhaftigkeit der Investition.
Eine gute Planung beachtet all das. Doch ein Rezept für die richtige Planung gibt es nicht. Nur Gespür und Erfahrung, Geschmack und Know-How, Wertschätzung und Kalkulationsvermögen.
Wir bauen heute mit einer unglaublichen Vielzahl künstlicher und natürlicher Materialien. Trotzdem ist der wichtigste Baustoff seit Jahrtausenden unverändert. Ob von oben im Pantheon oder schwebend in japanischen Häusern: das Licht! Es zoniert oder lässt fließen, es versteckt oder hebt hervor. Licht hat Auswirkungen auf die Gefühle und hilft bei der Orientierung, es ändert sich je nach Jahres- und Tageszeit. Kommt es von oben, seitlich oder von unten: wir fühlen uns anders noch bevor wir es registrieren.
Alle natürlichen Baustoffe wie beispielsweise Holz und Lehm beeinflussen auch das Gefühl, aber eher indem man sich richtig verankert fühlt, wenn man solche erdverbundene, bodenständige Oberflächen sieht und fühlt. Die immer variierende Struktur. Die ungleichmäßigen Eigenschaften, die Interaktion mit Feuchtigkeit. Man ist mit solchen Materialien auch vorsichtiger und achtet sie höher. So übt man Demut in den kleinen Dingen.
Gott hat uns nach seinem Bilde geschaffen. Wir stehen über der Natur und doch sollen wir sie nicht zerstören. Wir stehen über den Dingen und doch dürfen wir sie nicht maßlos verbrauchen.
Alle Fragen am Bau lassen sich daran messen: Dient die Energieeinsparverordnung dem Menschen? Oder verschlingt sie Geld, das bei der Arbeit mit dem Menschen fehlt? Brauchen wir maximale Sicherheit? Maximalen Schallschutz? Edelste Oberflächen? Will sich damit einer über den Anderen stellen? Mehr Recht haben oder das bessere Umfeld? Geht es einfach nur um Geld und dass die Bank den Schuldner damit länger in den Händen hält? Oder ist es Gesundheitsschutz und Werterachtung für Menschen? Kann man den Bau in Arbeitsplätze umrechnen? Und wenn ja, warum werten wir die Arbeit im technischen Bereich höher als die im sozialen Bereich?
Eine Antwort ist nicht einfach und muss bei jeder Planung neu gesucht werden. Es sind ja immer andere Menschen und immer andere Dinge, andere Kosten. Wichtig hingegen ist die Reihenfolge: Gott - Mensch - Mitmenschen - Tiere/Natur - Dinge. Und zwar unabhängig der Gesetzgebung oder des Budgets.